Das leiden der kälber
Eine erschütternde und traurige Jugend für die "Nebenprodukte" der Fleisch- und Milchindustrie
Die meisten Kälber werden in großen Milchbetrieben geboren und fast sofort von ihren Müttern getrennt. Sie werden nicht entsprechend ihren Bedürfnissen und ihrem natürlichen Verhalten gefüttert. Zusätzlich werden sie in sehr jungem Alter zu Kälber- oder anderen Mastsystemen transportiert, mit unbekannten Kälbern aus anderen Herden vermischt und gemästet. All das, ohne jemals Kontakt mit der Mutter zu haben. Weibliche Kälber aus Milchbetrieben werden aufgezogen, um ihr Leben in dem stressigen Zyklus fortzusetzen, der als Milchproduktionssystem bezeichnet wird.
Hinweis: Bei Ansicht dieses Videos eventuell auftauchende Werbeeinblendungen stehen in keinem Zusammenhang mit VIER PFOTEN. Wir übernehmen für diese Inhalte keinerlei Haftung.
Die traurige Kindheit/Jugend der Kälber
Die Aufgabe einer Milchkuh ist es, viel Milch zu produzieren. Aber sie gibt nur Milch, wenn sie ein Kalb zur Welt bringt. Die Kuh wird im Alter von 16-18 Monaten zum ersten Mal künstlich besamt und ist dann neun Monate lang trächtig. Kurz nach der Geburt ihres ersten Kalbes gibt die Kuh Milch, die für den (menschlichen) Verbrauch verkauft wird. Um so viel Milch wie möglich zu verkaufen, werden Kuh und Kalb nach einigen Stunden oder Tagen voneinander getrennt. Das Kalb erhält dann in der Regel einen zugekauften Milchersatz - eine Mischung aus Magermilchpulver und Wasser - und wird in den ersten Wochen in der Regel in einer einzigen Box gehalten und nur zweimal täglich mit diesem Ersatz gefüttert.
Die Trennung von der Mutter macht das Kalb oft anfälliger für Krankheiten. In der Regel trinken Kälber 6-8-mal pro Tag am Euter der Mutter. Durch die Trennung von der Mutterkuh muss das Kalb die Milch aus einem Eimer trinken, was nur zweimal am Tag geschieht. Die Kälber trinken daher überstürzt und verzehren große Mengen auf einmal. Dies und die Stressereignisse, die ihre Immunreaktion verringern, führen bei vielen Kälbern zu lebensbedrohlichem Durchfall, was zu einer durchschnittlichen Sterblichkeitsrate der Kälber in Milchviehbetrieben von 10% und mehr führt1.
Wenn Kuh und Kalb direkt nach der Geburt getrennt werden, entsteht keine Mutter-Kind-Bindung. Wenn sie für eine gewisse Zeit zusammenbleiben dürfen, aber noch zu früh abgesetzt werden, kann dies zu schwerwiegenden tierschutzrelevanten Reaktionen führen. Aufgrund des fehlenden Mutter-Kind-Kontakts kann es zu Verhaltensstörungen kommen, wie z.B. Kreuz- und Nabelsaugen (aufgrund des dem Kalb innewohnenden Saugbedürfnisses beginnt das Kalb, andere Strukturen im Stall und z.B. auch den Nabel eines anderen Kalbes zu saugen). Dies ist für das gesaugte Kalb äußerst schmerzhaft, da es zu Entzündungen führen kann. Die Tiere, die keine Möglichkeit zum Saugen haben, können Anzeichen extremer psychischer Leiden zeigen, die zu körperlichen Beeinträchtigungen führen können, z.B. zu schwerem Gewichtsverlust (Abmagerung).
Soziale Isolation: Die jungen Tiere sind oft sozial isoliert und allein
Mehr als 60% aller europäischen Milchkälber werden nicht nur fast unmittelbar nach der Geburt von der Mutter getrennt, sondern auch in den ersten acht Wochen einzeln untergebracht2. Dies geschieht, um die Ausbreitung möglicher Krankheiten einzudämmen und eine spezifische Verhaltensstörung, das so genannte Kreuzsäugen, zu verhindern. Einzeln untergebrachte Kälber sind leichter zu fangen, doch bleibt ihnen weniger Platz und sie haben keine Möglichkeit, sich auf wesentliche soziale Verhaltensweisen einzulassen. Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass einzeln untergebrachte Kälber tatsächlich weniger festes Futter zu sich nehmen und langsamer wachsen, als Kälber in Gruppenhaltung3.
Ein frühes soziales Umfeld ist für die Verhaltensentwicklung absolut entscheidend und ermöglicht es den Kälbern, soziale Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten (soziale Körperpflege, Bewegungs- und Spielverhalten), die die Entwicklung wesentlicher Fähigkeiten erleichtern und eine Grundlage für soziale Unterstützung bieten4. Kälber sollten daher in Gruppen oder zumindest paarweise und mit genügend Platz untergebracht werden, sofern sie ihr natürliches Spielverhalten zum Ausdruck bringen können.
Durchtränken von Kälbern/Magenschlauch
Das erste Mal, wenn das Kalb am Euter der Mutter saugt, dauert einige Zeit, da beide nicht an den Eingriff gewöhnt oder noch geschwächt von der Geburt sind. Bei der industriellen Milchproduktion haben die Tierhalter jedoch oft Zeitmangel. Je mehr Tiere ein Landwirt zu versorgen hat, desto weniger Zeit bleibt für ein einzelnes Tier. In einigen Ländern werden Kälber deshalb von Viehhaltern auf Großbetrieben oft gleich nach der Geburt „gedrencht“, anstatt zu warten, bis die Mutterkuh ihren Nachwuchs selbst säugt. Drenchen ist eine Art der Zwangsfütterung, bei der ein Plastikschlauch durch das Maul des Kalbes in die Speiseröhre eingeführt wird, um es mit dem Kolostrum (der ersten Milch aus dem Euter der Mutter) zu versorgen, das für die erste Immunisierung des Kalbes unerlässlich ist. Kolostrum enthält Immunkörper, die das Kalb für ein gesundes Immunsystem benötigt. Die Kälber sollten kurz nach der Geburt von der Mutter trinken können, da ihre Eingeweide Immunkörper nur für wenige Stunden im Blut aufnehmen können. Das Tränken erfordert viel Fachwissen. Die Bauern dürfen es nach wie vor selbst machen, auch wenn sie nicht darauf spezialisiert sind. Es gibt immer wieder Fälle, in denen das Kolostrum nicht in die Speiseröhre, sondern in die Luftröhre gelangt. Wenn der Schlauch herausgezogen wird, bevor er ganz leer ist, kann die Milch auch in die Luftröhre gelangen. Die Kälber bekommen dadurch oft eine Lungenentzündung oder sie können sogar ersticken. Das Drenchen sollte daher nur von fachkundigem Personal und nur dann vorgenommen werden, wenn es eine lebensrettende Maßnahme ist, d.h. wenn das Kalb trotz ausreichender Zeit nicht aus den Eutern der Mutter trinkt.
Schmerzhafte Eingriffe
Eingriffe wie Enthornung, Schwanzkupieren, Brandzeichen/Ohrenmarkierung und Kastration werden bereits an Kälbern durchgeführt. Die Verfahren erzeugen Angst und Schmerz, wodurch das Immunsystem geschwächt, die Gehirnfunktion und das Verhalten der Tiere verändert werden. Während die körperlichen Schmerzen nach einigen Tagen oder Wochen aufhören, halten die Verhaltensänderungen ein Leben lang an.
Männliche Kälber sind nichts wert
Die männlichen Kälber der Milchrassen nehmen in ihrer Jugend nicht viel an Gewicht und Fleisch zu und sind daher auf dem Fleischmarkt kaum etwas wert. Kälber, die zu mager für die Mast sind oder krank werden, werden oft vernachlässigt. Es wird vermutet, dass manche Bauern sie sogar sterben lassen, wenn der Tierarzt zu teuer erscheint. Andere männliche Kälber werden an die Kalbfleischindustrie in Holland, Belgien oder Italien verkauft. Dort werden sie in dunklen, einstreufreien Ställen gehalten, um hellfarbiges Kalbfleisch zu produzieren. Rohfaserreiches Futter existiert nicht oder wird in zu geringen Mengen angeboten. Kälber, die den langen Tiertransport nicht überleben und sich in einem schlechten Gesundheitszustand befinden, werden an den Landesgrenzen eingeschläfert.
Die genaue Zahl der toten männlichen Kälber wird erst ab dem siebten Lebenstag der Tiere gezählt. Von da an müssen sie eine Ohrmarke tragen und in der offiziellen Datenbank registriert sein. Kälber, die innerhalb der ersten Lebenswoche sterben, erscheinen in keiner Statistik. Das macht es schwierig, den Verbleib der Kälber zu verfolgen.
VIER PFOTEN FORDERT ...
... das Ende der grausamen Praktiken:
- Kälber und ihre Mütter (oder säugende Kühe) sollten mindestens drei Monate lang zusammenbleiben, um ihnen die Möglichkeit zu geben, eine Mutter-Kind-Bindung aufzubauen, um so Verhaltensstörungen und Trennungsangst zu vermeiden.
- Die Jungtiere sollten nicht in Isolation gehalten werden.
- Kälber sollten nicht enthornt werden - die Herden sollten hornlos gehalten oder genetisch hornlos gezüchtet werden.
- Erfüllung von Grundbedürfnissen
Quellenverweis
(2) https://www.nature.com/articles/s41598-019-56798-w
(3) https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S002203021000319X
(4) https://www.nrcresearchpress.com/doi/abs/10.1139/cjas-2019-0031#.XtX5P8BCTIU
(5) https://www.ndr.de/nachrichten/Die-Ramschkaelber,sendung514264.html